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Meine Karriere als Psoriatiker |
Ich hatte gerade mit 28 Jahren mein zweites
Staatsexamen für das Lehramt an beruflichen Schulen
abgeschlossen und meine erste Stelle als Studienassessor
angetreten, als ich eine schwere Angina bekam. Nach einer Woche
im Bett ging es mir wieder besser und ich wollte ein Bad nehmen.
Dabei entdeckte ich rote Flecken an den Beinen. Ich maß dem
keine Bedeutung zu und nach einiger Zeit verschwanden die
Flecken wieder.
Einige Wochen später - ich hatte damals private Probleme -
traten die Flecken erneut auf. Dieses Mal verschwanden die
Flecken aber nicht mehr von selbst. Mein Hausarzt eröffnete
mir, es handele sich um "Psoriasis" und verschrieb mir
eine kortisonhaltige Salbe, wodurch die Flecken wieder für
kurze Zeit verschwanden.
Danach - ich lebte inzwischen von meiner Frau getrennt traten
sie wieder auf und zwar am ganzen Körper und am Kopf und
Behandlung mit verschiedenen Salben führte zu keinem Erfolg
mehr. Mein Hausarzt schickte mich daraufhin in die Hautklinik
der Uniklinik Homburg. Dort erfuhr ich, dass diese Krankheit
nicht geheilt werden kann, sondern nur durch konsequente
Behandlung eine relative Erscheinungsfreiheit erzielt werden
kann, dass aber immer wieder mit Rückfällen zu rechnen ist.
Nach 5-wöchiger Behandlung mit Cignolin-Salbe in steigender
Konzentration war annähernd Erscheinungsfreiheit erzielt. Nur
einige wenige kleine Psoriasis-Herde (z.B. an den Ellenbogen und
Knien) waren zurückgeblieben.
Bei der Entlassung ließ ich mir ein Töpfchen Cignolin-Salbe
mit nach Hause geben, um mich selbst weiter zu behandeln. Die
Behandlung mit dieser Salbe gestaltet sich zu Hause recht
schwierig, da sie die Wäsche verfärbt und auch die Haut rötet
und verfärbt. Wegen der Wäscheverschmutzung cremte ich mich
abends ein und zog spezielle Unterwäsche mit langen Ärmeln und
Hosenbeinen an, was besonders im Sommer sehr unangenehm war.
Deshalb behandelte ich die Herde auch zeitweise mit einer
Kortisonlösung. Die Kopfhaut behandelte ich in mehr oder
weniger langen Zeitabständen überwiegend mit
Kortisonlösung.
Nach einigen Jahren war mir die Behandlung mit Cignolin zu
umständlich und ich wechselte zu Psorcutan-Salbe, einem
Vitamin-D3-Präparat, welches die unangenehmen Nebenwirkungen
(Wäsche- und Hautverfärbung) nicht hat. Mindestens einmal im
Jahr erhielt ich über mehrere Wochen eine spezielle
UV-Bestrahlung (311 nm) bei meinem Hautarzt. So konnte ich über
viele Jahre die Hauterscheinungen in Grenzen halten und ich
hatte mich einigermaßen mit der Krankheit arrangiert.
Vor 12 Jahren ereilte mich dann der nächste Rückschlag. Nach
einer starken Magen-Darm Infektion hatte ich plötzlich starke
Rücken- und Gelenkschmerzen. Ich suchte verschiedene Ärzte auf
um schließlich die Diagnose "reaktive Spondylarthritis"
zu erfahren. Als der Rheumatologe von meiner Psoriasis erfuhr,
änderte er die Diagnose in "Psoriasis Arthritis"
um.
Die Erscheinungsbilder und die Behandlung der beiden Krankheiten
sind gleich und zwar erhielt ich NSAR (Nicht Steroide
Anti-Rheumatika). Die Einnahme von NSAR linderte zwar die
Gelenkschmerzen, die Ergebnisse waren aber nicht befriedigend.
So suchte ich vor drei Jahren einen anderen Rheumatologen auf.
Dieser verordnete mir eine Basistherapie mit Methotrexat (MTX).
Ich nehme zweimal wöchentlich 7,5 mg MTX ein und jeweils am
darauffolgenden Tag eine Tablette Folcur. Durch diese Behandlung
sind die Gelenkschmerzen stark reduziert und das Hautbild hat
sich wesentlich verbessert, so dass ich nicht mehr so viel mit
Salbe arbeiten muss.
Wenn der jetzt erreichte Zustand bleibt, kann ich einigermaßen
versöhnt mit der Krankheit leben.
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Peter Gratz
Psoriasis Selbsthilfegruppe Saar
Erstveröffentlichung im Infobrief PSM Dezember 2009 |
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©
September 2011 PIM |
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