Mit
19 Jahren zeigten sich nach einer eitrigen Angina
auf meinem linken Handrücken die ersten
Pünktchen. Zuerst dachte ich an Mückenstiche
und beachtete die roten stecknadelgroßen
Tüpfchen nicht. Da sie aber nicht verschwanden
und sogar größer wurden, suchte ich einen Arzt
auf. Er brachte mir schonend bei, das sei
Schuppenflechte, die mich fortan zeitlebens
begleiten und die sogar am ganzen Körper
auftreten könne.
Diagnose
Ich war ziemlich verwirrt, da ich bis zu diesem
Zeitpunkt von Schuppenflechte noch nie gehört
hatte. Nun konsultierte ich noch einen Hautarzt
mit der Hoffnung, der praktische Arzt hätte sich
geirrt. Aber dieser stellte die gleiche Diagnose:
"Psoriasis". Für mich war die
Bestätigung bitter, da ich gerade ein Jahr
verheiratet war. Wie würde wohl mein Mann
reagieren?
Nach 14 Tagen gesellten sich am linken Bein noch
ein paar Stellen dazu. Nun hatte ich mich damit
abgefunden, mit ein paar Fleckchen zu leben, da
sich die Schuppenflechte nicht weiter
ausbreitete. Mit 20 1/2 Jahren bekam ich einen
Sohn. Während der ersten Schwangerschaftsmonate
bildeten sich die Flecken ganz zurück,
wahrscheinlich durch die Hormonumstellung. Ich
war froh die Psoriasis los zu sein, doch die
Freude war nicht von langer Dauer.
Verschlimmerung
1973 gebar ich Zwillinge. Nach dem Aufenthalt in
der Klinik explodierte meine Haut förmlich. Mein
Körper war übersät von Schuppenflechte. Ich
therapierte mit Cignolin, das ich am Abend
auftrug und am morgen mit lauwarmem Öl abwusch.
Zusätzlich sonnte ich mich im Garten oder mit
künstlicher Sonne. Nach einigen Wochen war ich
beschwerdefrei.
Die nächsten Jahre vergingen mit einigen Flecken
an den Ellenbogen, Knien und kleinen Flecken an
den Beinen, die ich immer wieder mit Cignolin
abheilte.
Gelenke
Im Alter von ca. 28 Jahren gesellte sich zur
Psoriasis die Gelenkbeteiligung; sämtliche
Knochen und Rippen und sogar die Kauknochen
schmerzten mich. Ab diesem Zeitpunkt verlor die
"sichtbare Schuppenflechte" bei mir an
Bedeutung. Ich bekam Panik und sah mich schon im
Rollstuhl und drei kleine Kinder ohne
mütterliche Versorgung. Gegen starke Medikamente
wehrte ich mich. Ich behandelte mit viel Wärme,
zog nachts drei Jacken, Kniewärmer und bei Hitze
im Hochsommer nur noch lange Ärmel an. Auch
Moorbäder und Gymnastik wandte ich an. So konnte
ich die Schmerzen ertragen.
Totes Meer
Im Januar 1981 fand ich in einer Zeitung das
Angebot eines Reiseveranstalters: "Bei
Psoriasis ans Tote Meer". Ich setzte mich
sofort mit dem Veranstalter in Verbindung. Im
März trat ich meine erste Reise ans Toten Meer
an. Nach vierwöchigem Aufenthalt in Israel flog
ich abgeheilt und fast schmerzfrei nach Hause.
Ich war nun sehr zuversichtlich nicht im
Rollstuhl enden zu müssen, da ich im Toten Meer
für meine Gelenke eine wunderbare Besserung
erfahren hatte. Für mich war Israel wirklich das
heilige und heilende Land. Die Aufenthalte
bezahlte ich selbst mit Unterstützung meiner
Eltern.
Als 1986 mein Vater verstarb blühte meine
Flechte durch den Schmerz wieder auf. 1987, 91
und 93 verbrachte ich jeweils vier Wochen in
Hautkliniken in Deutschland. Zweimal hatte ich
guten, einmal weniger guten Erfolg. Nun begleitet
mich meine Psoriasis schon seit 27 Jahren. Wenn
ich beim Schreiben dieser Zeilen so zurückdenke,
habe ich gut gelernt mit Ihr umzugehen und zu
leben. Mit welchen Menschen man zusammenlebt
spielt sicher auch eine große Rolle. Ich hatte
Glück, dass meinen Partner meine
"Psoriasis" nie gestört hat. Er hat
mich immer getröstet und mir beteuert, dass ich
eben etwas Besonderes bin. Nicht jeder hat so
schöne rote Tüpfchen. Auch durch meine
Verwandten und Bekannten erfuhr ich niemals
Abneigung.
Selbsthilfe
Seit einigen Jahren arbeite ich in der Psoriasis
Selbsthilfegruppe München aktiv mit, was mich
sehr bestärkt hat auch anderen Rat zu geben und
Ihnen Mut zu machen, dass auch mit
Schuppenflechte das Leben schön sein kann.
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