Seit über fünfunddreißig Jahren kenne ich Psoriasis. Ich habe diese Krankheit als
kleines Mädchen bei meiner Mutti kennen gelernt. Meine Mutti bekam
Schuppenflechte mit einem ganz schweren Schub am ganzen Körper. Ich kann mich
noch erinnern, dass ich sie immer am Rücken eingecremt habe. Damals hat unser
alter Hausarzt schon gesagt, dass ich die Anlage zur PSO geerbt haben kann.
Mit ungefähr achtzehn Jahren habe ich eine milde Form von Neurodermitis an Oberarmen
und Dekolleté bekommen, die nachweislich psychosomatisch war. Seitdem habe ich
insgesamt eine extrem trockene, leicht schuppende Haut. Ein Professor in
Schwabing hatte mir gesagt, dass es sich eventuell um eine Abart von Psoriasis
handeln könnte und wollte mich mit Cortisonsalben behandeln. Zu der Zeit war
ich schon im pharmazeutischen Großhandel als gelernte Apothekenhelferin. Weil
ich mich nicht sehr beeinträchtigt fühlte, lehnte ich die Therapie ab.
Durch das Miterleben von Muttis PSO-Schüben habe ich dann einfach ausprobiert mit
welchen Pflegeprodukten ich mich wohl fühlte. übrigens habe ich von klein auf
nie Angst oder gar Ekel empfunden, wenn ich Menschen mit irgendwelchen
Hautkrankheiten begegnet bin.
Mich hat Psoriasis sozusagen mein ganzes Leben begleitet. Meine Mutti und ich haben
oft, besonders bei Schüben an bestimmten Stellen etc., darüber gesprochen.
übrigens muss man wissen, dass ich selbst noch an einer anderen chronischen
Krankheit seit über zehn Jahren „leide". Ich habe Fibromyalgie, eine Form
von Weichteilrheuma, die noch kaum erforscht ist. Ich lebe mit ständigen
Schmerzen, oder besser gesagt, die Schmerzen begleiten mich in meinem Leben.
Anfang 2001 haben meine Hausärztin und ich über die Möglichkeit, eine Kur bzw. eine
Rehamaßnahme zu machen, gesprochen aber noch nichts beantragt. Ende April 2001
habe ich an meinem linken Unterschenkel drei seltsame Mückenstiche entdeckt,
die nach drei Wochen noch nicht weg waren. In diesen Wochen haben an beiden
Schienbeinen meine Schuppen extrem zugenommen und ich hatte auf einmal rote
Flecken.
Ich erinnerte mich, dass meine Mutti zu Beginn ihres ersten Schubes auch
merkwürdige Stiche hatte. Das habe ich meiner Hausärztin erzählt. Sie hat mich
untersucht und zum Dermatologen überwiesen. Beide Ärzte habe meine Diagnose
Psoriasis bestätigt. Wir haben einige Zeit diskutiert, wie eine Behandlung
aussehen könnte. Die Möglichkeiten sind wohl jedem mehr oder weniger bekannt.
Ich erhielt eine Rezepturlotion, die in erster Linie gegen Juckreiz und Austrocknen
der Haut zusammengestellt war.
Nach zwei Wochen etwa half sie nicht mehr. Ich habe dann genau wie Mutti ausprobiert
womit ich zurechtkomme. Im August war ich dann übrigens fast erscheinungsfrei.
Ich hatte nur noch meine übliche trockene Haut. Zu meiner Hausärztin, die mich sehr unterstützt hat, habe ich immer Kontakt
gehalten. Im Sommer haben wir dann einen Kurantrag gestellt (vor allem wegen
Fibromyalgie).
Ich hatte das Glück, im Januar 2002 in eine Schmerzklinik zu kommen, die auch
Solebehandlungen und Bestrahlungen machen konnte. Dies war sehr günstig da ich
gegen Ende der ersten Woche an den Unterschenkeln einen neuen Schub bekommen
habe. Die Ärzte in der Klinik waren sehr überrascht über meine Einstellung zu
meinen chronischen Krankheiten. Sie bestätigten mir, dass dies mein Befinden
sehr zum Positiven beeinflussen würde. Das Wichtigste ist, dass meine „Beschwerden“
mich begleiten, aber nicht leiten.
Ich registriere sozusagen, dass in dem Gelenk die Schmerzen schlimm sind und die
Haut brennt. Aber ich lasse mich nicht von meinen Tagesplänen abbringen. Dann
gehe ich halt etwas langsamer und verwende eine andere Körperlotion. Aber
jammern gibt es nicht.
Über meine Probleme rede ich, aber nicht mit jedem in gleicher Weise. Ich sage z. B.
„Morgen regnet´s, mir tun die Füße weh und ich könnte aus der Haut fahren“. Wer
mich gut kennt, sagt schon mal, dass ich nicht so unken soll, nimmt mich aber
ernst. Es gibt mittlerweile schon Arbeitskolleginnen, die mich fragen wie das
Wetter wird. Nur Pech, wenn es mir gut geht, denn meine Fußgelenke tun mir
eigentlich immer weh, nur bei Klimawechsel und hoher Luftfeuchtigkeit ist es
ein anderer Schmerz. übrigens ist auch meine PSO im Sommer deutlich besser als
im Herbst und im Frühling.
Meine Krankheiten akzeptiere ich als ein Teil von mir. Noch etwas sehr wichtiges:
Auch mein Mann akzeptiert mich wie ich bin. Er nimmt Rücksicht auf mich, wenn
ich es verlange, aber er hat kein Mitleid! Das ist auch richtig so. Denn
Mitleid macht immer alles schlimmer.
Von meinen Mitmenschen erwarte ich Toleranz, wenn ich mal nicht so kann wie ich
will. Ich erwarte die Hilfen, die ich fordere und brauche, nicht mehr.
Das Selbstbewusstsein, das ich habe und das mich leitet, mich nie zu verstecken und
selbst zu bemitleiden, wünsche ich Jedem.